Überlegungen vor der Anschaffung eines Reptils als Haustier

Reptilien erfreuen sich in den letzten Jahren zunehmender Beliebtheit in der Haltung als Haustier. Die Beweggründe zur Anschaffung sind vielfältig und die faszinierenden Exoten werden in zumeist dekorativ eingerichteten Terrarien gepflegt.

Allerdings sind Reptilien sehr anspruchsvolle Pfleglinge mit großen Unterschieden zu Säugetieren. Nicht nur die richtige Fütterung spielt eine maßgebliche Rolle zur Gesunderhaltung der Tiere. Wichtig ist auch die artgerechte Unterbringung im Terrarium, in welchem das Ursprungshabitat mit seinen klimatischen Gegebenheiten (Temperatur, Luftfeuchtigkeit, Bepflanzung, etc.) den Bedürfnissen des Tieres entsprechend nachgebildet wird. Ein großer Teil der in der Reptilienpraxis vorgestellten Erkrankungen resultieren aus Haltungs- und Fütterungsfehlern!

Wir empfehlen -VOR der Anschaffung eines Reptils- sich mit folgenden Punkten zu befassen:

1. Reptilien sind reine "Beobachtungstiere", also keine Kuscheltiere und auch kein Kinderspielzeug. Häufiges "aus dem Terrarium herausnehmen" und Anfassen der Tiere bedeutet Stress für Reptilien.

2. Artgerechte Reptilienhaltung ist mit hohen Kosten verbunden, welche den Kaufpreis des Tieres schnell um ein Vielfaches übersteigen.

Kostenpunkte können sein:

  • Terrarium, Technik (Lampen (u.U. UVB-Beleuchtung), Regelung der Luftfeuchtigkeit, Mess- und Kontrolleinrichtungen, etc.) und Einrichtung (Bodengrund, Rückwand, Verstecke, Pflanzen, etc.)
  • laufende Stromkosten
  • Futterkosten
  • regelmäßiger Wechsel von Leuchtmitteln (UVB-Lampen ca. alle 6 Monate) und Bodengrund
  • Tierarztkosten


3. Größe des Terrariums: Reptilien brauchen Platz! Haben Sie genug Stellfläche für das benötigte Terrarium? Dies gilt gerade bei sehr groß werdenden Arten – bedenken Sie bitte, dass es sich bei den meisten Größenangaben um Mindestmaße handelt, welche auf keinen Fall unterschritten werden sollten.

4. Bedürfnisse des Tieres: Terrarieneinrichtung, Klima, Beleuchtung etc., sowie die Fütterung des Tieres müssen den jeweiligen Bedürfnissen der gepflegten Art entsprechend. Dies impliziert, sich ausgiebig mit den Haltungsansprüchen der Art zu befassen.
Informationsquellen können sein: Fachbücher, spezialisierte Tierärzte, erfahrene Züchter – bilden Sie ihr Wissen aus einem möglichst breiten Angebot!

5. Schaffung einer Quarantänemöglichkeit im Krankheitsfall und vor Neuanschaffung

6 .Tierarzt – suchen Sie rechtzeitig nach einem reptilienerfahrenen Tierarzt, sodass Sie im Krankheitsfall schnell handeln können. Die Tiere sollten regelmäßig zur Routineuntersuchung, direkt nach dem Kauf und im akuten Krankheitsfall vorstellig werden. Erkrankte Tiere bedürfen oftmals einer intensiven Pflege zu Hause über mehrere Tage bis Wochen.

7. "Urlaubsbetreuung" - Gewährleistung der Versorgung des Tieres im Urlaub/Abwesenheit

8. Einverständis der anderen Familienmitglieder und unter Umständen auch des Vermieters

9. Gesetzeslage:

  • Anmeldung von geschützen Arten bei zuständiger Behörde (alle in EU-Artenschutzverordnung im Anhang A und B gelisteten Tiere)
  • Haltungsverbot für sog. Gefahrtiere (für Berlin: "Verordnung über das Halten gefährlicher Tiere wildlebender Arten vom 09. Januar 2007")



Kurzinfo zu Haltungsaspekten der "großen Reptiliengruppen":

Folgende Aspekte gelten als grobe Orientierung und sind nicht auf bestimmte Reptilienspezies pauschal anzuwenden, ebenso wenig sind sie als vollständige Liste anzusehen. Diese Punkte sollten aber auf jedenfall vor Anschaffung geprüft und überdacht werden:

Landschildkröten
Bezogen auf die am häufigsten gehaltenen mediterranen Landschildkröten (z.B. Griechische Landschildkröte):

  • sehr hohe Lebenserwartung (60-80 Jahre oder älter)
  • optimal: Freilandgehege mit Schutzhaus/Wintergarten
  • eine dauerhafte Haltung im Terrarium ist nicht zu empfehlen
  • zwingend UVB-Licht erforderlich
  • evtl. Anpflanzen von geeigneten Futterpflanzen
  • Möglichkeit zur Überwinterung (Winterstarre) – separater Kühlschrank



Wasserschildkröten

  • meist hohe Lebenserwartung (30-40 Jahre und älter)
  • Wasserschildkröten werden sehr groß, so können z.B. weibliche Rotwangen-Schmuckschildkröten eine Panzerlänge von bis zu 30 cm erreichen
  • je nach Herkunftsgebiet: Haltung im Gartenteich über die Sommermonate
  • je nach Herkunftsgebiet: Überwinterung im Kühlschrank oder Ruhephase
  • für die meisten Arten UVB-Beleuchtung
  • großzügiges Aquaterrarium mit Landteil und Wärmeplatz oder Zimmerteich
    --> Für die meisten häufig gepflegten Arten gelten Mindestaße von: Panzerlänge des Tieres x 5 (Länge) und x 2,5 (Breite) in cm
    --> Beispiel: Rotwangen-Schmuckschildkröte mit 30 cm Panzerlänge: Aquarium mit mindestens (!) 150 cm x 75 cm (LxB)
  • Leistungsstarke Wasserfilter



Echsen

  • je nach Bewegungsbedarf der Tiere Terrarien mit großer Bodenfläche (z.B. Bartagamen) oder großzügige Hochterrarien (Tiere mit kletternder Lebensweise, z.B. Chamäleons)
    --> Beispiel: Bartagame mit 25 cm Kopf-Rumpf-Länge (KRL): KRL (cm) multipliziert mit 5x4x3 (LxBxH), das ergibt ein Terrarium mit den Mindestmaßen 125x100x75 cm (ab dem 3. Tier für jedes weitere Tier + 15%).
  • tagaktive Tiere benötigen zwingend eine der Art angepasste UVB-Beleuchtung
  • sonnenliebende Wüstenbewohner (z.B. Bartagame): starke UVB-Lampen
  • im Blattwerk versteckt lebende Tiere: weniger intensive UVB-Beleuchtung
  • nacht- bzw dämmerungsaktive Tiere: zumindest in der Aufzucht eine adäquate UVB-Beleuchtung
  • je nach Art muss eine Möglichkeit zur Überwinterung gegeben sein
  • bei vielen Arten (z.B. Leopardgeckos, Chamäleons) Fütterung lebender Insekten nötig...
  • ...viele Arten (z.B. Griechische Landschildkröte, Bartagamen) aber auch Pflanzenfresser --> was passt zu Ihnen?



Schlangen

  • für viele Nattern gelten Mindestmaße für das Terrarium von:
    --> Körperlänge (cm) multipliziert mit 1x0,5x1 (LxBxH)
    --> Beispiel: 120 cm große Kornnatter: Terrarium mit mindestens 120x60x120 cm
  • für viele Riesenschlangen (über 1,5 m) gelten Mindestmaße für das Terrarium von:
    --> Körperlänge (cm) multipliziert mit 0,75x0,5x0,5 (LxBxH)
  • je nach Art muss eine Möglichkeit zur Überwinterung gegeben sein
  • Verfüttern von toten Kleinsäugern (z.B. Mäuse, Ratten)


Die angegebenen Mindestmaße sind den "Mindestanforderungen an die Haltung von Reptilien vom 10. Januar 1997" (Gutachten erstellt im Auftrag des Bundesministerium für Ernährung , Landwirtschaft und Forsten) entnommen.
Diese Mindestanforderungen bieten eine Infomationsgrundlage für angehende und erfahrene Reptilienhalter an die Mindestansprüche verschiedener Arten.
Bitte betrachten sie Mindestgrößen wirklich immer nur als absolutes Minimum! Je mehr Platz den Tieren in einem gut strukturierten Terrarium zur Verfügung gestellt wird, desto besser ist eine artgerechte Haltung möglich.

Wir wünschen Ihnen viel Freude mit Ihrem neuen Tier und dem faszinierenden Hobby der Terraristik!

Gern stehen wir Ihnen für all Ihre individuellen Fragen zur Gesunderhaltung, Krankheitsvorsorge, Neukauf, Ankaufsuntersuchungen oder weiteren Zusatz- und Laboruntersuchungen zur Verfügung.

Sprechen Sie uns an – wir beraten Sie gern!

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